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Sehr dynamisches Jahr und es wird so weitergehen

Sehr dynamisches Jahr und es wird so weitergehen

https://www.pv-magazine.de/2022/12/28/sehr-dynamisches-jahr-und-es-wird-so-weitergehen/

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pv magazine: Wie hat sich der Photovoltaik- und Speichermarkt in diesem Jahr entwickelt?

Daniel Schmitt: Wenn ich es mit einem Wort beschreiben müsste – dynamisch. Mit zwei Wörtern würde ich sagen – sehr dynamisch. Die dramatisch gestiegenen Energiekosten und eine allgemeine Verunsicherung hinsichtlich der Energieversorgung, in Folge des Überfalls Russlands auf die Ukraine, hat zu einem enormen Anstieg der Nachfrage geführt. Darauf war die gesamte Branche nicht vorbereitet, zumal viele Unternehmen noch mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie zu kämpfen hatten. Und wir sollten nicht vergessen, dass es auch in diesem Jahr noch zu zahlreichen Lockdowns und Einschränkungen in der Transportlogistik gekommen ist. Für die Energiewende ist das natürlich alles sehr positiv, die hohe Nachfrage muss sich jetzt mit der Produktion und Logistik jedoch erst wieder einschwingen.

Gab es Entwicklungen, die Sie noch überrascht haben?

Wir sind in der Photovoltaik-Branche ja einiges gewohnt und weite Blicke in die Zukunft traute sich in den letzten Jahren ohnehin schon niemand mehr zu. Der Kriegsausbruch und die damit einhergehenden Folgen haben dann aber doch alle sehr überrascht. Gleichzeit überrascht mich immer wieder, wie schnell diese Branche sich an neue Gegebenheiten anpasst. Trotz aller Schwierigkeiten wurden dieses Jahr mehr als doppelt so viele Eigenheim-Photovoltaik-Anlagen installiert als im Vorjahr. Das muss erst mal alles produziert, geliefert und installiert werden. Bei allem Jammern und Gestöhne, das ich täglich von einigen Protagonisten wahrnehme, sollten und dürfen wir darauf wirklich stolz sein!

Immer wieder war ja auch von Lieferengpässen zu hören, erst bei Modulen, dann auch Wechselrichter und Speicher. Wie sieht die Lage aktuell aus?

„Mangel“ ist wohl das Unwort der letzten beiden Jahre. Erst war es das Klopapier, dann das Speiseöl und dann die Stromspeicher. In diesem Jahr gab es quasi kein Produktsegment, das nicht von Produktions- oder Lieferengpässen betroffen war. Derzeit sehen wir eine deutliche Entspannung bei Photovoltaik-Modulen und Montagesystemen. Angespannt bleibt die Situation aber bei Stromspeichern, Hybrid-Wechselrichtern und klassischen Photovoltaik-Wechselrichtern. Insbesondere bei Gewerbe-Wechselrichtern größer 50 Kilowatt steht uns ein massiver Mangel bevor. Das lässt sich zum einen auf die deutlich gestiegene Nachfrage als auch auf den Mangel dafür notwendiger Leistungselektronik und Chips zurückführen. Zwar bauen quasi alle Hersteller ihre Produktionskapazitäten aus, mehr als eine Verdoppelung ist pro Jahr aber nicht drin. Das wird nicht reichen, um die Nachfrage bedienen zu können.

Was denken Sie, wie die Entwicklung 2023 weitergeht – also mit Blick auf die aktuellen Schwierigkeiten, aber auch allgemein?

Wir erwarten ein weiterhin starkes Wachstum in allen Bereichen. Die Mehrwertsteuerersparnis und die hohen Stromkosten werden die Nachfrage weiter anheizen. Gleichzeitig nimmt der Zubau von Wärmepumpen rasant an Fahrt auf. Spätestens wenn den Verbraucher und Verbraucherinnen die ersten Stromrechnungen hierfür ins Haus flattern, wird ganz schnell über eine Photovoltaik-Anlage nachgedacht. Genau dasselbe passiert derzeit im Gewerbe. Strom ist zu einem sehr kostbaren und ergebnis- oder besser erfolgsrelevanten Gut geworden. Bis die Produktionskapazitäten dieser Nachfrage gewachsen sind, eröffnet der Nachfrageüberhang neuen Marktteilnehmern große Chancen. Das bringt natürlich auch Risiken mit sich. Insbesondere asiatische Hersteller drängen nun vermehrt mit Lösungen in den Markt. Dem kann und sollte man sich nicht verwehren, gleichzeitig empfehlen wir genau hinzuschauen, was einem da so angeboten wird.

Und bei den Fachkräften?

Weniger Sorgen mache ich mir hinsichtlich der Installationskapazitäten. Ja, wir brauchen mehr Installateure und Handwerker, aber da wo Geld und Investitionssicherheit ist, wird sich auch schnell der Markt hinbewegen. Wir beobachten das schon seit zwei Jahren, immer mehr Unternehmen steigen in die Photovoltaik-Branche ein und bestehende Firmen bauen teils massiv Personal auf.

Gibt es eine Veränderung, die ihr für dringend erforderlich haltet, um den Markt noch mehr zu pushen?

Ich weiß gar nicht, ob der Markt im Moment noch mehr Push verträgt. Gefühlt dreht der Motor schon seit geraumer Zeit deutlich im roten Drehzahlbereich. Wir für unseren Teil arbeiten jeden Tag daran wieder vor die Welle zu kommen. Wir bauen Lager- und Logistikkapazitäten massiv aus, haben 2022 knapp 200 neue Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen eingestellt und neue Lieferanten in unser Portfolio aufgenommen, um dem Mangel zu begegnen. Nun müssen sich alle diese Bausteine beziehungsweise Rädchen aufeinander einschwingen und dann werden wir 2023 hoffentlich wieder etwas ruhiger arbeiten können. Was mir fehlt sind Investitionen in den Ausbau von Produktionskapazitäten für Erneuerbare-Energien-Komponenten, und zwar entlang der gesamte Wertschöpfungskette. Hier passiert viel zu wenig und nun müssen wir auch noch fürchten, dass neu geplante Produktionsanlagen nach Amerika abwandern, da diese dort massiv subventioniert werden. Hier ist die Politik gefragt, endlich den Fuß von der Bremse zu nehmen.

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