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Senec setzt auf maximale Sicherheit – Neuer Zwischenfall gemeldet

Senec setzt auf maximale Sicherheit – Neuer Zwischenfall gemeldet

https://www.pv-magazine.de/2022/04/28/senec-setzt-auf-maximale-sicherheit-neuer-zwischenfall-gemeldet/

Senec setzt auf maximale Sicherheit – Neuer Zwischenfall gemeldet

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Das Interview mit Aurélie Alemany, CEO von Senec, CFO Thomas Augat und Marco Augustin, Director Engineering Energy Storage fand am 20. April statt. Es spiegelt den damals aktuellen Stand wider und lag damit vor dem neuen Zwischenfall (siehe dazu Kasten im Interview).

 

Aurélie Alemany ist CEO von Senec. Thomas Augat ist für die Finanzen bei dem Leipziger Speicherhersteller zuständig.

Foto: Senec

Was ist seit der Fernabschaltung der Speicher passiert?

Aurélie Alemany: In den letzten sechs Wochen ist wirklich viel passiert. Sie können sich vorstellen, dass wir in einem Taskforce-Modus Tag und Nacht sieben Tage die Woche arbeiten, um zu analysieren und zu verstehen, was passiert ist. Unser großes Ziel ist, unsere Produkte mit maximaler Sicherheit wieder in Betrieb zu nehmen. Es bleibt festzuhalten, dass die damalige Entscheidung für den Stand-by-Modus richtig war, immer noch richtig ist und bleibt.

Wie viele Speicher waren von der Fernabschaltung betroffen und befinden sich diese nur in Deutschland?

Thomas Augat: Wir haben insgesamt mehr als 80.000 Speicher im Feld, davon befinden sich einige im Ausland, die nicht betroffen sind. In Deutschland haben wir aber eine große Zahl unserer Speicher in Stand-by versetzt.

Was haben Sie mittlerweile als Ursache für die Vorfälle ausmachen können?

Marco Augustin: Wie Sie sich vorstellen können, war das eine sehr intensive Zeit, die Ursachen mit verschiedenen Experten, Brandursachen-Ermittlern, Zell- und Modulexperten und anderen Sachverständigen aus den Verbänden wie VDE und anderen Laboren herauszufinden. Mittlerweile haben wir die Ursache gefunden: Es handelt sich um kleinste Schädigungen auf Zellebene, die sehr selten sind, aber auftreten können. Wenn man sich überlegt, wie viele Speicher mittlerweile im Rahmen der Energiewende insgesamt installiert wurden, dann sehen wir jetzt einfach Effekte, die statistisch extrem selten sind, aber einfach bei den zig Millionen Zellen, die mittlerweile in Betrieb sind, in Einzelfällen tatsächlich auftreten können. Hier setzen wir an: Wir haben ein neues Schutzkonzept entwickelt, das selbst statistisch extrem seltene Fälle rechtzeitig aufdeckt.

Es wurde von bestimmten Umfeldeinflüssen berichtet, die zu den Verpuffungen führten. Welche waren das?

Marco Augustin: Momentan sind die Ermittlungen noch im Gange, wie dann tatsächlich die jeweilige Kausalkette in den einzelnen Fällen zustande kam. Deswegen können wir an der Stelle leider noch nichts sagen. Aber die wichtige Botschaft für die Kunden ist: Wir haben die Ursache gefunden und dementsprechend gehandelt.

Wenn Sie die Speicher nicht in Stand-by gesetzt hätten, wäre es zu weiteren Zwischenfällen gekommen?

Marco Augustin: Das kann im aktuellen Kontext niemand genau sagen. Ich glaube, das Wichtige ist, dass wir gehandelt haben und dass wir richtig und unter der Maxime maximale Sicherheit mit Verantwortung gehandelt haben.

Zwischenfall vom 27. April

Am Mittwoch (27. April) gab es einen weiteren Zwischenfall mit einem Senec-Speicher. Der Kreisfeuerwehrverband Aschaffenburg betrichtet von einem qualmenden Stromspeicher im Keller eines Wohnhauses. Dieser habe jedoch nicht gebrannt. Die Feuerwehrleute hätten mittels eines CO2-Löschers die Temperatur heruntergekühlt und den Rauch mit einem Lüfter aus dem Keller geblasen. Der Speicher sei schließlich von einer Fachfirma deinstalliert und ins Freie gebracht worden, wo die Temperatur weiterhin kontrolliert worden sei. Über die Brandursache konnte die Feuerwehr zunächst keine Angaben gemacht werden.

In einer ersten Stellungnahme erklärte Senec dazu auf Anfrage von pv magazine:
„Wir haben von Anfang an transparent gehandelt, daher möchten wir folgenden Sachstand teilen, der sich nach dem Interview ergeben hat: Wir haben von einem Feuerwehreinsatz in Sommerkahl am Mittwoch dieser Woche erfahren. In einem Keller, in dem auch ein Senec-Speicher installiert war, kam es zu einer Rauchentwicklung. Es wurde niemand verletzt, das Haus ist bewohnbar. Augenscheinlich gab es eine Hitzeeinwirkung im oberen Bereich des Speichers. Eine erste Untersuchung des Speichers zeigte, dass die Batteriemodule unbeschadet sind.  Die Feuerwehr kühlte den Speicher mit Hilfe von CO2. Anschließend wurde der Speicher von einem Fachbetrieb abgeklemmt und ins Freie gebracht. Die Ursachenermittlung in Sommerkahl läuft weiter, wir stehen im Austausch mit dem Hausbesitzer und dem Fachpartner vor Ort und unterstützen sie bei den notwendigen Maßnahmen.“

Wie viele Speicher sind von der Zellschädigung betroffen und haben sie diese bereits ausgetauscht?

Aurélie Alemany: In den letzten Wochen haben wir eine sehr kleine Prozentzahl der installierten Systeme ausgetauscht. Diese Module wollten wir genauer analysieren, um zu sehen, welche Module Vorzeichen einer kleinsten Schädigung aufweisen und welche gesund sind. Dieses Vorgehen Analyse diente zur Weiterentwicklung der Analyse-Modelle. Das heißt, dieser Modultausch, den wir gemacht haben und immer noch machen, dient unter anderem dazu, unsere verbauten Systeme genau im Labor zu scannen und unser neues Analyse-Modell zur Erkennung von Zellschädigung zu optimieren.

Sie arbeiten mit Accure zusammen, um dieses Problem zu analysieren und auch zu beheben. Können Sie erklären, was sie für ein zusätzliches Sicherheitsmonitoring implementiert haben, um künftig früher solche Schädigungen erkennen können?

Marco Augustin: Senec hat auch in der Vergangenheit schon sehr viel Wert auf Monitoring und die Anbindung unserer Speicher ans Backend gelegt. Damit hatten wir auch schon jetzt die Möglichkeit, historische Daten vom Speicher, sein Betriebsverhalten und eventuell auftretende Effekte erkennen zu können. Mit dem Partner Accure heben wir das auf ein neues Level. Das heißt, wir können jetzt noch tiefer in den Speicher abtauchen, wir können tatsächlich die einzelnen Zellen sehen und deren Effekte erkennen. Das neue Sicherheitsmonitoring basiert darauf, Zellschädigungen frühestmöglich zu erkennen, bevor daraus irgendeine Art von Folgeschaden entstehen kann. Damit können wir Module, die auffällig werden, frühzeitig ausfindig machen und abschalten.

Marco Augustin ist Director Engineering Energy Storage bei Senec.

Foto: Senec

Es gab ja auch einzelne Berichte von Kunden, dass nach der Versetzung der Speicher ins Stand-by ihre Photovoltaikanlagen nicht mehr funktionieren. Wissen Sie, in wie vielen Fällen das aufgetreten ist und was die Gründe dafür waren?

Marco Augustin: Das ist korrekt, dass es am Anfang diese Berichte gab. Wir haben im Zuge der ersten Maßnahmen, parallel zu den Hypothesen, die wir untersucht haben, uns auch die Systeme dieser Kunden angeschaut. Wir haben überprüft, wie ihre Photovoltaikanlage weiterhin einspeisen kann oder sie ihren Eigenverbrauch decken können. Dafür haben wir schnellstmöglich eine Lösung gefunden. Das war eine der ersten Arbeiten parallel zur Untersuchung der jeweiligen Schäden.

Thomas Augat: Lassen Sie mich noch eine Sache ergänzen: Das hat wenige Prozent unserer Kunden betroffen. Aber natürlich ist es so, dass es auch immer eine Herausforderung in der Kommunikation ist, denn auch wenige Prozent an Kunden sind absolut natürlich einige tausend. Wir haben auf das Thema sofort kommunikativ und dann mit der entsprechenden Handlung reagiert, so dass es in kurzer Zeit gelöst war.

Eine andere Sorge von Kunden ist, dass die Speicher in Tiefentladung gehen während dieser Standby-Zeit. Wie verhindern Sie das?

Marco Augustin: Neben Schutzfunktionen, die sich im Batterie- und Kapazitätsmanagementsystem befinden, haben wir verschiedenste Verfahren, um Zellen vor Tiefentladung zu schützen. Dementsprechend konnten wir sicherstellen, dass an keiner Stelle eine Tiefentladung entsteht. Einer der ersten Schritte, um wieder in den Regelbetrieb zurückzukehren, war die Notwendigkeit, einzelne Systeme auf eine Minimalladung zu bringen. Das haben wir auch so durchgeführt.

Wie sehen jetzt die weiteren Schritte zur Wiederinbetriebnahme der Speicher aus?

Aurélie Alemany: Wir haben kommuniziert, dass wir schrittweise zum Regelbetrieb übergehen. Wir haben zu Ostern einen wichtigen Schritt gemacht, dass wir unsere Speicher in den Regelbetrieb mit begrenzter Kapazität genommen haben. Im Rahmen dieser Inbetriebnahme achten wir besonders auf die Konditionierung unserer Speicher. Genauso werden wir die nächsten Schritte gestalten in den nächsten Wochen, das heißt, die Wiederinbetriebnahme in den vollständigen Regelbetrieb.

Kann man denn ungefähr abschätzen, wie lange es dauern wird?

Aurélie Alemany: Das ist schwierig vorherzusagen, selbstverständlich versuchen wir, unsere Speicher so schnell wie möglich wieder in Betrieb zu nehmen. Aber wir machen keine Kompromisse bei der Sicherheit. Wir müssen uns die Zeit nehmen, die notwendig ist. Da wir mitten im Prozess der Wiederinbetriebnahme sind, kann ich heute noch kein Datum nennen.

Nach Abschluss des Prozesses werden die Speicher wieder die volle Kapazität haben?

Aurélie Alemany: Ja, unser Ziel und das Versprechen an die Kunden ist, in den vollen Regelbetrieb zurückzukehren. Daran arbeiten wir Tag und Nacht.

Sie bieten Ihren Kunden 25 Euro pro angebrochener Woche, in denen sie ihren Speicher nicht nutzen können, als Kulanzregelung an. Man kann angesichts der Dauer seit den Vorfällen einfach hochrechnen: Das geht ja schon in die Millionen. Wie stemmen Sie das und inwiefern hilft dabei EnBW als Muttergesellschaft?

Thomas Augat: Es ist richtig, die 25 Euro pro Woche sind eine Kulanz. Aber wir stehen zu unseren Kunden. Deswegen haben wir uns ja auch nahezu sofort entschieden, diese 25 Euro zu gewähren. Ich glaube, auch wenn man das mal auf einem Blatt Papier nachrechnet, ist das eine recht großzügige Regelung. Sie haben natürlich vollkommen Recht, das Ganze ist für uns eine wirtschaftliche Belastung. Dazu würde ich aber gern zwei Sachen sagen. Erstens: Wir sind als Senec inzwischen ein grundsolides Unternehmen, wir können auch eine solche Belastung wirtschaftlich darstellen. Und zweitens, Sie haben es angesprochen, in der Tat haben wir einen starken Gesellschafter im Hintergrund, der uns auch bei diesem komplexen und schwierigen Thema vollumfänglich unterstützt.

Verkaufen Sie denn momentan auch noch neue Systeme oder sind Sie vollends erstmal damit beschäftigt, die Sicherheit herzustellen?

Thomas Augat: Wir sind einerseits vollumfänglich Tag und Nacht damit beschäftigt, unsere Speicher unter dem Primat der Sicherheit wieder in Betrieb zu nehmen, und andererseits ist es so, dass unsere Verkäufe auf sehr ordentlichem Niveau weiterlaufen. Im Übrigen auch die Installationen bei den Fachpartnern und Endkunden. Es ist mir wichtig zu betonen: Wir empfinden das als einen gewaltigen Vertrauensvorschuss an uns als Unternehmen. Wir sind den Fachpartnern und den Endkunden in der schwierigen Situation sehr dankbar dafür. Mit aller Bescheidenheit, wir sind sogar ein klein wenig stolz darauf, dass wir diese Unterstützung erfahren. Wir sehen das aber auch als Verpflichtung, das Thema nach und nach aufzulösen, immer mit der gebotenen Sorgfalt und mit der gebotenen Zeit, die es benötigt. Dafür haben auch unsere Kunden und Fachpartner großes Verständnis.

Aktuell ist immer wieder von Lieferengpässen zu hören. Inwiefern ist Senec davon betroffen?

Thomas Augat: Lieferengpässe beim Thema Bauteil-Verfügbarkeiten, wage ich zu behaupten, treffen gegenwärtig jeden – in unserer Branche wie auch in ganz anderen Branchen bis zur Automobilindustrie. Wir waren bislang in der Lage, auch mit sehr viel monetärem und zeitlichem Aufwand, gemeinsam mit unserem Lieferantennetzwerk von diesem Problem nicht zu sehr ereilt zu werden. Ich gehe davon aus, das wird uns auch in den nächsten Monaten weiterhin gelingen.

Sie haben auch viel investiert haben, um mit ihren Kunden zu kommunizieren und Sachen zu erklären. Trotzdem gibt es eine gewisse Unzufriedenheit über die Kommunikation von Senec unter den Kunden. Gibt es Dinge, wo Sie im Nachhinein sagen: Die hätten wir besser machen können?

Aurélie Alemany: Das Thema Kommunikation ist wirklich eine herausfordernde Aufgabe, insbesondere in dieser Zeit. Von Beginn an versuchen wir, so viel Transparenz wie möglich gegenüber unseren Fachpartnern und Endkunden zu schaffen. Wenn wir jetzt zurückblicken, würde ich sagen, es war das einzig Richtige, das so zu machen. Wir kommunizieren sehr viel, was auch notwendig ist, denn es passierte auch sehr viel in den letzten sechs Wochen, bis wir die schrittweise Wiederinbetriebnahme zu Ostern gestartet haben.

Und dennoch gibt es auch Kunden, die sich nicht mitgenommen fühlen.

Aurélie Alemany: Dass nicht alle Kunden mit dem Ergebnis zufrieden sind und Kunden die Erwartung haben, dass es sofort wieder losgeht, versuchen wir mit unserer Kommunikation zu moderieren. Dass wir nicht alle sofort zufriedenstellen können, das ist bei dieser großen Anzahl an Kunden klar. Wir haben im Callcenter-Bereich ein großes Team, das er individuelle Kundenanfragen annimmt und im Dialog mit unseren Kunden versucht, genau diese Herausforderungen zu klären. Dies ist neben der allgemeinen Kommunikation eine wichtige zweite Säule für uns und daran werden wir auch in den kommenden Wochen nichts ändern. Wir bekommen aber von vielen unserer Kunden auch Zuspruch und Unterstützung, diese Kunden hört und sieht man insbesondere in Social Media aber oft nicht.

Glauben Sie, dass Sie mit Ihren Erkenntnissen zu den Vorfällen die Heimspeicherbranche insgesamt für die Zukunft sicherer machen?

Marco Augustin: Die Heimspeicherbranche ist noch eine junge Branche im Vergleich zur Photovoltaik oder zur Automotive-Welt. Wir haben diverse Normen, die die Sicherheit und die Anforderungen entsprechend definieren. Wir haben dabei eine gute Normenwelt. Trotzdem glaube ich, unsere Erkenntnisse, die wir jetzt gesammelt haben und die wir zum gegebenen Zeitpunkt mit der Branche teilen werden, sollten dort einfließen. Gerade wenn sich die Branche mit höheren Stückzahlen, mit mehr installierter Kapazität und auch mit weiteren Technologien noch weiterentwickelt, wird das wichtig sein.

Aurélie Alemany: Eine Erkenntnis ist auch, dass die Erkennung kleinster Schädigungen auf Zellebene nicht nur ein sehr wichtiger Kern unserer Sicherheit, sondern auch der Sicherheit bei Batterien allgemein ist. Wir haben heutzutage Millionen Zellen sowohl in der Heimspeicherbrache, aber auch in der Automobilbranche auf der ganzen Welt. Daher ist die frühzeitige Erkennung ein Kernthema und hat an Bedeutung gewonnen. Unsere Haltung ist klar: Maximale Sicherheit sowohl in der Technologieentwicklung als auch in der Kommunikation. Unser Ziel ist, unser Produkt zukunftsfähig zu gestalten und die Energiewende möglich zu machen. Es waren sehr intensive sechs Wochen und es wird noch eine intensive Zeit, die wir vor uns haben.

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