https://www.pv-magazine.de/2022/04/01/foerderfreie-photovoltaik-anlagen-mit-etwa-einem-gigawatt-in-deutschland-installiert/
Bereits seit einigen Jahren werden Photovoltaik-Anlagen installiert, die ohne Förderung des EEG auskommen. Die Anlagen werden offiziell im Marktstammdatenregister gemeldet, allein sie werden nicht zum monatlich von der Bundesnetzagentur veröffentlichten Brutto-Zubau der Photovoltaik-Anlagen hinzugezählt. Dort fließen nur die Anlagen ein, die eine Förderung über das EEG erhalten – also entweder Einspeisevergütungen oder Marktprämien, die aus der Direktvermarktung oder Ausschreibungen stammten.
Dies bedeutet gleichzeitig, dass die bisher für die vergangenen Jahre – mindestens seit 2019 – zu niedrig angesetzt sind, da eben Photovoltaik-Anlagen, die sich durch Stromabnahmeverträge (PPAs) oder direkt über den Strommarkt finanzieren, nicht berücksichtigt sind. Das Volumen dieser Photovoltaik-Anlagen zu recherchieren, ist allerdings nicht ganz einfach. Zwar müssen die Betreiber ihre Anlagen im Marktstammdatenregister eintragen, doch eine explizite Filterung ist seit August 2020 nur nach „Verdacht auf fehlerhafte Leistungsdaten bzw. nicht nach dem EEG-geförderte Anlage“ in den Daten der Bundesnetzagentur möglich. Zuvor habe es noch ein Feld gegeben mit der Angabe: „Sollen, wurden oder werden für die Solaranlage Zahlungen des Netzbetreibers in Anspruch genommen?“, berichtet Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Solarwirtschaft (BSW-Solar) auf Anfrage von pv magazine. Mit der Abschaffung des 52-Gigawatt-Deckels für die Photovoltaik sei dies jedoch nicht länger abgefragt worden. Seither ist die Filterung nur noch über die neue Option möglich und damit eine eindeutige Zuordnung von ungeförderten Photovoltaik-Anlagen eben nicht mehr möglich. Sie müssten dafür einzeln nachrecherchiert werden.
Der BSW-Solar schätzt, dass in den letzten Jahren PPA- oder Strommarkt-Photovoltaik-Anlagen mit knapp einem Gigawatt in Deutschland installiert wurden. „2021 dürfte maximal jedes 10., neu installierte Megawatt förderfrei errichtet worden sein“, sagt Körnig weiter. Dies wären dann Photovoltaik-Anlagen mit rund 500 Megawatt Gesamtleistung, da die Bundesnetzagentur für die EEG-geförderten Zubau von 5263 Megawatt für das vergangene Jahr meldete. Filtert man die Daten aus dem Marktstammdatenregister so erhält man 80 Photovoltaik-Anlagen mit 789 Megawatt, die 2021 den Vermerk „Verdacht auf fehlerhafte Leistungsdaten bzw. nicht nach dem EEG-geförderte Anlage“ enthalten. In Summe bleibt damit festzuhalten, dass in Deutschland im vergangenen Jahr insgesamt der Photovoltaik-Zubau bei mindestens 5,7 Gigawatt, vielleicht sogar auch bei 6 Gigawatt lag.
Auch 2019 und 2020 ist in Deutschland damit mehr Photovoltaik zugebaut worden als bislang immer angenommen. Für die beiden Jahre finden sich 86 Photovoltaik-Anlagen mit knapp 675 Megawatt Gesamtleistung mit dem entsprechenden Vermerk in dem Auszug aus dem Marktstammdatenregister. Dabei haben 443 Megawatt ein Meldedatum aus dem Jahr 2020. Damit sind auch in dem Jahr nicht nur die 4884,7 Megawatt an EEG-Anlagen zugebaut worden, sondern der reale Photovoltaik-Zubau lag eher bei 5,2 Gigawatt.
Diesen Daten widerspricht allerdings die von der Bundesnetzagentur veröffentlichte Kraftwerksliste, die allerdings nur mit einigem Zeitverzug aktualisiert wird. So liegen in der aktuellen Version nur der Stand bis Ende 2020 vor. Demnach erhöhte sich die kumuliert installierte Photovoltaik-Leistung in dem Jahr von 49.096 Gigawatt auf 53.721 Megawatt. Daraus ergibt sich, dass es nur einen Zubau von 4,6 Gigawatt Photovoltaik-Leistung 2020 gab. Eine Anfrage zur weiteren Klärung der Datenlage hinsichtlich von Photovoltaik-Anlagen, die ohne Förderung entstanden sind, beantwortete die Bonner Behörde bisher nicht.
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