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Balkonkraftwerke für 4.100 Euro pro Stück – hohe Kosten durch Brandschutz

Balkonkraftwerke für 4.100 Euro pro Stück – hohe Kosten durch Brandschutz

https://www.pv-magazine.de/2024/02/16/balkonkraftwerke-fuer-4-100-euro-pro-stueck-hohe-kosten-durch-brandschutz/

Balkonkraftwerke für 4.100 Euro pro Stück – hohe Kosten durch Brandschutz

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Was dürfen Stecker-Solar-Anlagen kosten? 500 Euro? 600 Euro? 1000 Euro? Bei einem Pilotprojekt einer Wohnungsbaugenossenschaft in Gera läpperten sich die Kosten auf 4100 Euro pro Balkon-Anlage. Der Fall zeigt, dass es nicht immer ganz so einfach ist und die besonders niedrigen Kostenannahmen, die gerne auf Grundlage der günstigsten Materialpreise getroffen werden, nicht in jedem Objekt anwendbar sind. Brandschutz, Statik und Baukosten durch Dienstleister summieren sich schnell auf, wie das aktuelle Beispiel aus Thüringen zeigt.

Bei dem Wohnhaus handelt es sich um einen Plattenbau mit zehn Stockwerken. An insgesamt 50 Balkonen auf der Süd-, Ost- und Westseite des Gebäudes wurden je zwei Module angebracht. Die einzelnen Anlagen sind auf 600 Watt ausgelegt, lassen sich aber einfach auf 800 Watt upgraden, sobald es der Gesetzgeber erlaubt. Die Gesamtkosten des Projekts betrugen 205.150 Euro. Das Land Thüringen bezuschusste das Vorhaben zu 80 Prozent mit 164.120 Euro. Nach einem Fernsehbeitrag des Mitteldeutschen Rundfunks, in dem die Zahlen kommuniziert wurden, diskutierten einige mit Photovoltaik-Balkonanlagen vertraute Nutzer auf der Plattform „X“ und konnten sich die hohen Kosten nicht erklären.

Die Bauherrin, die Wohnungsbaugenossenschaft Aufbau, legte pv magazine auf Anfrage die Projektdetails und die einzelnen Kostenpunkte vor und erläutert, welche Herausforderungen bei dem Projekt auftraten.

Zunächst einmal müssen bei einem Hochhaus mit zehn Stockwerken Brandschutzvorgaben eingehalten werden, die bei niedrigeren Wohnhäusern nicht auftreten.

Ratgeber Balkonsolar

Neben vielen anderen Tipps enthält der „Ratgeber Balkonsolar“ von pv magazine auch eine Zusammenfassung der gegenwärtigen Rechtslage. Außerdem klären wir darüber auf, worauf man beim Kauf achten sollte und welche unterschiedlichen Technologien und Produkttypen zum Einsatz kommen.

Kostentreiber Brandschutz

Punkt eins: Die Feuerwehr braucht Platz zum Anleitern. Die Balkone an dem Objekt in Gera sind durch Spannbetonplatten abgegrenzt. Auf diesen Betonbrüstungen liegen ein Falzblech zum Witterungsschutz sowie ein Blumenkasten auf. Damit die Module an die Brüstung montiert werden können und die Feuerwehr genug Platz zum Anleitern hat, mussten die Blumenkästen weichen. Um sie zu demontieren, mussten die Falzbleche abgenommen werden. Bei dem Prozess mussten die meisten Bleche gleich ersetzt werden. Die Demontage war beim Bau des Plattenbaus nicht vorgesehen. Die Blumenkästen zu entfernen, kostete somit knapp 700 Euro pro Balkon.

Punkt zwei: Die Module müssen feuerfest sein.  Normale Glas-Folien-Module gelten für gewöhnlich als „normal entflammbar“, schreibt die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie DGS. Ein Brand kann so die Fassade hochkriechen. Einige Glas-Glas-Module können die Kategorie „schwer entflammbar“ erreichen. Ausschlaggebend für Module ist die Brandschutzprüfung IEC 61730, aus der die Kategorien A, B und C entstehen. Die Kategorie A ist besonders sicher. Bei Simulationen an Hochhausfassaden hat sich gezeigt, dass sich Module mit der Kategorie A wie „nicht brennbare“ Komponenten verhalten, schreibt die DGS.

Deshalb wollte die Wohnungsbaugenossenschaft auf den Brandschutz achten und besonders sichere Module kaufen. Das ist verständlich. Die Bauherrin kaufte Module eines deutschen Herstellers inklusive Halterungskonstruktion für 1400 Euro pro Satz. Halterungskonstruktionen für Balkonanlagen kosten für gewöhnlich rund 100 Euro. An dem Hochhaus musste die Konstruktion von einem Statiker abgenommen werden, sagt der Vorstandschef der Wohnungsbaugenossenschaft, Axel Bartzok, im Gespräch mit pv magazine. Allein die Abnahme durch den Statiker und den Brandschutzprüfer kostete 77 Euro pro Wohnung.

Module für 1,25 Euro pro Watt

Die Glas-Glas-Module wiegen 25 Kilogramm pro Stück. Das sorgt dafür, dass die Halterungen speziell und massiv sein müssen. Nimmt man kulanterweise an, dass dadurch die Halterung stattliche 400 Euro statt gewöhnliche 100 Euro kostete, verbleiben immer noch rund 500 Euro pro Modul. Bei 800 Watt installierter Leistung (die Anlage soll ja ein Upgrade erlauben) sind das etwa 1,25 Euro pro Watt. pv magazine kontaktierte den deutschen Modulhersteller. Der konnte den Kauf nicht nachvollziehen und vermutet, dass die Module indirekt über einen Zwischenhändler bezogen wurden. Bis Redaktionsschluss konnte nicht abschließend geklärt werden, woher die Module für diesen Preis kamen.

Über einen Preisvergleich aktueller Systeme hätte sich die Genossenschaft einige Kosten ersparen können. Der deutsche Hersteller ist bei Weitem nicht der einzige, der die Brandschutzkategorie A für Glas-Glas Module erfüllen kann. Eine kurze Recherche durch die Redaktion ergab, dass zum Beispiel auch Module von Jinko Solar, Trina Solar oder Znshine Solar die Vorgabe erfüllen. Die Module dieser Hersteller sind für um die 100 Euro erhältlich.

Punkt drei: Neue Kabel und Steckdosen mussten gelegt werden. Bartzok sagt, dass die Genossenschaft neue Kabelwege vom Verteilerkasten jeder Wohnung bis zum Balkon gelegt hat. Dabei wurden auch gleich Wieland-Steckdosen installiert. Wenngleich die neuen Vorgaben aus „Solarpaket 1“ und EU-Vorschriften auch einen Anschluss an der Schuko-Steckdose erlauben würden, sei das Brandrisiko zu hoch. Alte Alu-Leitungen und Schuko-Steckdosen würden der unbeaufsichtigten Dauerbelastung einer Photovoltaik-Balkonanlage nicht standhalten. Die Installation der Anschlussdose und das Verlegen der extra Leitung, die über Putz in der Wohnung gelegt wurde, habe 1380 Euro pro Wohnung gekostet.

Ein spezielles Messkonzept

Dazu sei gesagt, dass in diesen 1380 Euro auch der Preis für eine besondere Messtechnik steckt. Da die Balkone in unterschiedliche Himmelsrichtungen ausgerichtet sind und unterschiedlich hoch liegen, wäre es ja interessant zu sehen, wieviel Energie die Module an ihren unterschiedlichen Standorten erzeugen. Einfach die Wechselrichter-Daten per App auslesen, habe zu diesem Zweck nicht ausgereicht. Jeder Balkon bekam einen eigenen Zähler, der per Funksignal eine zentrale Messeinheit im Keller mit den Ertragsdaten der einzelnen Balkone versorgt. Es bleibt zu hoffen, dass die Daten auch einer nahegelegenen Universität zur wissenschaftlichen Auswertung bereitgestellt werden.

Weitere Kosten von fast 7000 Euro entstanden noch für die Hebebühne, die für einige Tage angemietet werden musste, um die Module bis in den zehnten Stock hinauf anbringen zu können. Die Planung und Vorbereitung des Projekts habe die Wohnungsbaugenossenschaft zudem 5000 Euro gekostet.

So läppern sich die Kosten, und Genossenschaftsvorstand Bartzok ist überzeugt, dass Balkon-Solar sich für die Nutzer nicht schon nach wenigen Jahren rechnen kann. In der Kalkulation der Genossenschaft beträgt der Amortisationszeitraum 19 Jahre und 4 Monate, wenn man Strombezugskosten von 40 Cent pro Kilowattstunde annimmt und davon ausgeht, dass der gesamte, am Balkon erzeugte Solarstrom durch die Bewohner verbraucht werden kann.

Für die Zwecke des Pilotprojekts wurden keine Kosten auf die Genossenschaftsmitglieder umgelegt. Die Installation und die Anlagen selbst und damit auch die günstigeren Strombezugskosten werden zum größten Teil von Land Thüringen bezahlt. Das geht nicht immer. Für zukünftige Projekte müsste man über Umlagemodelle nachdenken, mit denen die Bewohner an den hohen Investitionskosten zu beteiligen sind, heißt es von der Wohnungsbaugenossenschaft.

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