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In Bayern startet Initiative für schnelleren Netzausbau und Netzanschluss für Photovoltaik, Windkraft & Co.

In Bayern startet Initiative für schnelleren Netzausbau und Netzanschluss für Photovoltaik, Windkraft & Co.

Vehicle-integrated photovoltaics for low-speed electric vehicles Du liest In Bayern startet Initiative für schnelleren Netzausbau und Netzanschluss für Photovoltaik, Windkraft & Co. 5 Minuten Weiter Cisne Verde

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In Bayern startet Initiative für schnelleren Netzausbau und Netzanschluss für Photovoltaik, Windkraft & Co.

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Derzeit klemmt es an vielen Ecken und Enden, wenn es um den Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland geht. Am Dienstag startete in Bayern eine bislang bundesweit einzigartige Initiative, die vor allem Photovoltaik-Anlagen künftig schneller ans Netz bringen soll. Verschiedene Akteure, darunter Bayernwerk, Lechwerk, Allgäu Netz und ÜZ Mainfranken sowie verschiedene Verbände und Organisationen haben ein Memorandum of Unterstanding – also eine Absichtserklärung unterzeichnet, in der sie sich verpflichten, Genehmigungs- und Bearbeitungsprozesse deutlich zu vereinfachen und damit wesentlich zu beschleunigen.

Für den Freistaat dabei besonders wichtig die Photovoltaik, wie auch das bayerische Wirtschafts- und Energieministerium betonte, das die Akteure zusammenbrachte. „Wir haben Sonnenschein, Flächen und Investoren für den raschen Ausbau der Solaranlagen. Auch für den weiteren Ausbau der Windenergie in Bayern stehen geeignete Standorte zur Verfügung. Jetzt müssen wir diesen heimischen Strom so schnell wie möglich ins Netz bringen“, erklärte Bayerns Wirtschafts- und Energieminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler). Aufgrund der bereits bestehenden hohen Dynamik beim Ausbau der Erneuerbaren komme es aktuell zu teils langen Wartezeiten beim Anschluss der Anlagen ans Stromnetz. Bayern brauche jedoch für die eigenen Klimaziele ein höheres Ausbautempo.

„Bei den Netzbetreibern liegen Stand heute so viele Anträge auf Netzanschluss einer Solaranlage zur Bearbeitung wie bisher im vergangenen Jahrzehnt insgesamt genehmigt wurden“, erklärte Aiwanger weiter. „Allein dies macht deutlich, dass wir den Ausbau des Verteilnetzes sehr zügig auf ein völlig neues Niveau heben müssen.“ Mit der Absichtserklärung bekennen sich die Unterzeichner zur Notwendigkeit von Stromnetzertüchtigung und –ausbau als zwingende Voraussetzung für das Gelingen der Energiewende. „Daher sollte der Verteilnetzausbau auf allen Spannungsebenen – nicht nur wie bisher auf der Hochspannungsebene – gesetzlich im überragenden öffentlichen Interesse liegen.“

Das Memorandum of Understanding umfasst verschiedene Handlungsfelder. So sollen die Maßnahmen für den Netzausbau bei Vorhabenträgern und Genehmigungsbehörden mit Priorität behandelt werden. Sie müssten für eine kontinuierliche Bearbeitung durch Fachpersonal sorgen, wofür das Ministerium ausreichend Personal in den Landämtern und Naturschutzbehörden einsetzen werde. Zu entwickelnde Lösungsansätze sollen dabei helfen, dass Probleme mit Eigentümern, Bewirtschaftern, Kommunen oder Verbänden bereits im Vorfeld des Genehmigungsverfahrens ausgeräumt werden. Doppelanmeldungen von Anlagen bei verschiedenen Netzbetreibern sollen künftig vermieden werden. Ein wichtiges Handlungsfeld sei auch die Bereitstellung geeigneter Flächen. Dafür sollen „konstruktive Lösungen für eine sachgerechte Steuerung sowohl der kommunalen Flächenausweisung wie auch der Netzausbauplanung“ erstellt werden. Auch netzdienliche Flexibilitäten gelte es stärker zu nutzen als bisher.

Egon Westphal, Vorstandschef von Bayernwerk, sprach bei der Unterzeichnung aus Sicht aller beteiligten Netzbetreiber von einem wichtigen Etappenziel und einem bayerischen Meilenstein. Mit der Vereinbarung sei eine gemeinsame Grundlage geschaffen, wie in Bayern der notwendige Ausbau der Erneuerbaren-Anlagen und deren Integration ins Stromnetz gelingen wird. Westphal sieht die Verteilnetze dabei im Mittelpunkt der Transformation des Energiesystems. Aus Sicht der bayerischen Verteilnetzbetreiber dürfen aber nicht nur die Erneuerbaren entfesselt werden, sondern gleichzeitig müssen auch die Energienetze entfesselt werden.

Stellvertretend für alle an der Absichtserklärung beteiligten Netzbetreiber forderte Egon Westphal eine massive Entbürokratisierung und einfachere Anschlussregeln, um die steigende Zahl an Anfragen bewältigen zu können. „In ganz Bayern sind etwa 700.000 Photovoltaik-Anlagen mit 16.000 Megawatt Leistung ans Stromnetz angeschlossen“, sagte er. Die Zahl und die Größe der Anlagen wachse dabei stetig. Neben Speichern und Flexibilitätsoptionen sei klassischer Netzausbau mit schnelleren Genehmigungsverfahren erforderlich.

Jörg Ebel vom Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar), der ebenfalls zu den Unterzeichner gehört, sagte: „Die Versorgung mit Grünstrom ist unverzichtbar für den Fortbestand des Industriestandorts Bayern. Deswegen ist es gut, dass wir heute gemeinsam beginnen, die größten Ausbauhemmnisse abzuräumen. Mit dem Memorandum of Understanding schaffen wir die Grundlage für einen Prozess, an dessen Ende der Grünstromausbau gesichert sein kann.“

Auch der Bayerische Bauernverband hat sich an der Initiative beteiligt. „Noch vor 100 Jahren wurden 30 Prozent der Anbau-Fläche für Energie, nämlich das Futter der Zugtiere, gebraucht“, sagte Bauernpräsident Walter Heidl. „Heute haben zahlreiche landwirtschaftliche Betriebe die erneuerbaren Energien als ein Standbein für ihre Betriebe entdeckt. Sie generieren damit Wertschöpfung in und für den ländlichen Raum.“ Das Potenzial sei dabei lang noch nicht ausgeschöpft. „In Bayern werden aktuell 17 Prozent der Nutzfläche für nachwachsende Rohstoffe genutzt. Damit das volle Potential der Landwirtschaft bei der Energieerzeugung zum Tragen kommen kann, ist ein weiterer Ausbau des jetzigen Verteilnetzes und der digitalen Steuerungsmöglichkeiten unbedingt notwendig“, so Heidl weiter. „Dieser Ausbau muss gut koordiniert werden, damit er nicht zu Verwerfungen führt. Landwirtschaftliche Nutzflächen müssen wo immer möglich geschont werden. Und wir brauchen einen fairen Interessenausgleich für Grundeigentümer und Bewirtschafter.“

Als Sprecher von drei beteiligten kommunalen Spitzenverbänden ergänzte Erdings Oberbürgermeister Max Gotz: „Freistaat und Kommunen dürfen sich nicht entkoppeln: Die kommunale Planungshoheit ist mindestens so schützenswert wie die staatliche Handlungsnotwendigkeit und dennoch, Gründlichkeit muss trotz aller Notlagen vor Geschwindigkeit gehen: respice finem!“

 

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