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EU-Taxonomie: Jetzt kommt der soziale Ansatz

EU-Taxonomie: Jetzt kommt der soziale Ansatz

https://www.pv-magazine.de/2022/02/28/eu-taxonomie-jetzt-kommt-der-soziale-ansatz/

EU-Taxonomie: Jetzt kommt der soziale Ansatz

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Am Montag hat die Platform on Sustainable Finance, das Expertengremium der EU-Kommission für die EU-Taxonomie, ihre Pläne vorgestellt, wie sie soziale Kriterien erarbeitet. Dies betrifft auch Unternehmen aus dem Bereich erneuerbare Energien,.. „Um die grüne Transition zu einer gerechten Transition zu machen, benötigen wir soziale Maßnahmen“, nennt Antje Schneeweiß, Berichterstatterin der Expertengruppe für die soziale Taxonomie, einen Beweggrund für den Ansatz. Die Expertengruppe steht allerdings vor großen Herausforderungen.

Die Menschenrechte sollen für die soziale Taxonomie genauso grundlegende Bedeutung haben wie der Klimawandel für die grüne Taxonomie. Aber während sich die grüne Taxonomie auf naturwissenschaftliche Erkenntnisse berufen kann, ist das im sozialen Bereich schwieriger. „Es fehlen Definitionen und Standards, was sozial ist“, sagt Schneeweiß. Ihr Team hat daher international anerkannte Normen, Prinzipien und Ziele zur Grundlage gemacht, um dem Vorwurf zu entgehen, es handle sich um subjektive Kriterien.

Drei Themengruppen

Prinzipiell soll die soziale Taxonomie zwischen Prozessen und Produkten beziehungsweise Dienstleistungen unterscheiden. Auf Seite der Prozesse geht es um drei übergeordnete Aspekte:

  • annehmbare Arbeitsbedingungen
  • Interessen und Wohlbefinden der Endverbraucher sowie angemessene Lebensbedingungen
  • Ermöglichung nachhaltiger Gesellschaften

„Es geht um Löhne, Arbeitssicherheit und lebenslanges Lernen im Job, Erziehung und langfristige Fürsorge“, nennt Schneeweiß Beispiele. Wie bereits die grüne Taxonomie soll auch die soziale Taxonomie zwischen Negativ-Kriterien, dem do-no-harm-Prinzip, und positiven Aktivitäten von Unternehmen unterscheiden. Und wie das ökologische Pendant wird sich das Expertengremium in einem ersten Schritt auf einige Kriterien konzentrieren. Selbstverständlich stehen Branchen im Blickpunkt, die seit Jahrzehnten negativ auffallen. Lohndumping in der Agrarwirtschaft, zu niedrige Löhne im Textilsektor, all das soll als nicht-taxonomiekonform gelten.

Auch unsoziale Erneuerbare möglich

Aber auch die Energiewende ist nicht per Definition sozial-positiv. Schneeweiß führt zwei Beispiele auf. So stünden Automobilhersteller und ihre Zulieferer in der Pflicht, bei der Umstellung auf Elektromobilität ihre Mitarbeiter nicht einfach zu entlassen. Umschulung gilt als sozialer. Und wenn in Entwicklungsländern sauberer Strom produziert werden soll, beispielsweise durch Wasserkraftwerke und Windparks, ist für Schneeweiß klar: „Die Rechte der Bevölkerung, die in den betroffenen Gebieten wohnt, dürfen nicht verletzt werden.“ Das sei nicht selbstverständlich.

Unterstützung erhält sie unter anderem von Marco Cilento, Leiter des Bereichs institutionelle Politik beim Europäischen Gewerkschaftsbund: „Bei einem Wandel gibt es immer Menschen, die darunter leiden.“ Auch, wenn die Transformation durch den Weg zur Klimaneutralität zu neuen Jobs führen sollte. Er hofft jetzt, dass die EU keinen Platz für „Socialwashing“ lässt.

Jan Noterdaeme, Mitgründer des Wirtschaftsnetzwerks CSR Europe, sieht das ähnlich. Viele Unternehmen seien im sozialen Bereich bereits proaktiv unterwegs. Insbesondere bei führenden Konzernen habe er noch nie so einen radikalen Wandel beobachtet. Der Grund ist wirtschaftlich motiviert. „Wer sich ändert, hat bessere Chancen, die Unterstützung von Investoren zu erhalten“, sagt Noterdaeme. Anders ausgedrückt: Wer sich nicht ändert, riskiert wirtschaftliche Nachteile: höhere Zinsen für Fremdkapital, schwierigeres Einwerben von Eigenkapital – und je nach Branche Probleme bei der Besetzung freier Stellen. (Jochen Bettzieche)

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